08. Sep 2023
Seit heute ist es amtlich: Mühlacker und sein Ortsteil Lienzingen erhielten die Berechtigung, in Zukunft jeweils einen kulturhistorischen Beinamen führen zu dürfen.
Damit heißt es nun „Senderstadt Mühlacker“ und „Etterdorf Lienzingen“. Beide Zusatztitel wurden am Freitag in Stuttgart durch Innenminister Thomas Strobl verliehen, laut den überreichten Urkunden gültig vom 01. Oktober an.
Der stellvertretende Oberbürgermeister Mühlackers, Günter Bächle, und die Landtagsabgeordnete für den Enzkreis, Stefanie Seemann, nahmen stolz die Urkunden am Mittag im Innenministerium Stuttgart entgegen. Die Vertreter der Stadt Mühlacker fielen im Rahmen der Veranstaltung besonders dadurch auf, dass sie die Vorlagen ihrer zukünftigen Stadtschilder bereits zur Verleihung mitgebracht hatten. Zudem waren sie einer von zwei Geehrten, welche mit Mühlacker und Lienzingen nicht nur eine, sondern gleich zwei Zusatzbezeichnungen verliehen bekamen – genauso wie Wangen im Allgäu.
Neben der Stadt Mühlacker bekamen auch 13 weitere Gemeinden aus Baden-Württemberg kulturell oder historisch passende Zusatzbezeichnungen für ihre jeweiligen Ortsnamen verliehen. Das Verfahren, durch das ein solcher Titel durch die Gemeinde beantragt werden kann, wurde am 2. Dezember 2020 auf Vorschlag von Thomas Strobl gelockert. Die jetzigen Genehmigungen eingeschlossen, führen bereits 110 Gemeinden und Ortsteile derartige Zusatzbezeichnungen.
Innenminister Thomas Strobl sprach im Vorfeld der Verleihungen von der kulturellen und historischen Vielfalt der Gemeinden in Baden- Württemberg, welcher durch die Sonderbezeichnungen Ausdruck verliehen würde. „Die neuen Zusatzbezeichnungen sind so vielfältig wie unser Land und die kommunale Familie in Baden-Württemberg. Wir nehmen die Menschen mit auf eine kulturhistorische Reise durch unser Land. Örtliche Besonderheiten, geschichtliche Bezüge und Alleinstellungsmerkmale können mit einer Zusatzbezeichnung besonders hervorgehoben werden. So werden zum Beispiel wichtige Abschnitte der jeweiligen Stadtgeschichte gewürdigt, etwa durch die Bezeichnungen Ganerbenstadt und Centgemeinde – oder auch berühmte historische Persönlichkeiten, wie Philipp Melanchthon und Götz von Berlichingen. Mehrfach wird aber auch auf die Gemeinde besonders prägende Merkmale Bezug genommen, wie zum Beispiel durch die Bezeichnung Senderstadt“, erklärte Strobl.
Der Titel „Senderstadt“ geht dabei auf die Inbetriebnahme des überregional ersten deutschen Großsenders in Mühlacker im Jahr 1930 zurück. Im selben Jahr wurden die Gemeinden Mühlacker und Dürrmenz-Mühlacker offiziell in den Rang einer Stadt erhoben. Der wenige Jahre später in Mühlacker errichtete, hölzerne Sendeturm war bis zu seiner Sprengung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1945 mit 190 Metern die höchste bekannte Holzkonstruktion aller Zeiten. Als Ersatz wurde 1950 ein insgesamt 273 Meter hoher Sendeturm aus Stahl errichtet, der noch bis heute steht.
Der Ortsteil Lienzingen zeichnet sich durch seinen schönen historischen Ortskern mit zahlreichen Fachwerkhäusern aus, der durch einen fast gänzlich geschlossenen Ring aus Scheunen umgrenzt ist. Die mittelalterliche Bauart einer solchen schützenden Umfriedung eines Ortskerns wird auch als „Etter“ oder „Ortsetter“ bezeichnet.
„Zusatzbezeichnungen stärken die Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl vor Ort und damit letztlich die kommunale Selbstverwaltung und unsere Kommunen.“, so der Innenminister weiter. „In einer Zusatzbezeichnung kann das eigene Selbstverständnis einer Gemeinde oder eines Ortsteils und der Bevölkerung besonders zum Ausdruck gebracht werden – die Bezeichnung dient damit als identitätsstiftendes Element für die Bürgerinnen und Bürger und die örtliche Gemeinschaft.“
Die Stadtverwaltung Mühlacker hat die neuen Ortschilder bereits bestellt und wird diese voraussichtlich im Laufe der kommenden zehn Wochen erhalten.